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Wie alles begann - ein Erwachsenenmärchen

 

Es war einmal ein kleiner unscheinbarer Brief. Er wurde in einem kargen, rationellen Büro geboren. Alle Helfer fanden ihn so schön, dass sie beschlossen, ihn zu klonen. Im Anfang war ihm das nicht geheuer – wollte er doch einzigartig sein auf dieser Welt. Doch konnte er sich in seiner Lage nicht wehren und ergab sich seinem Schicksal …

 

Seine Brüder und er wurden nur bestimmten Haushalten zugeschickt. Mitbürger*innen des Stadtteils Gelsenkirchen-Erle über 50 Jahre waren auserwählt. Nicht in jeder Familie machte der kleine Brief Freude.

 

Fragen über Fragen türmten sich in den Köpfen.

 

Post für mich ? ? ?

Wie kommen die an meine Adresse?

Was soll das denn jetzt schon wieder? Wollen die mir etwas verkaufen?

Ich geh´ doch erst in 15 oder 20 Jahren in Rente – Was wollen die denn jetzt schon von mir?

Gehöre ich denn schon zu den Alten?

Soll ich dahin gehen? Ich kenne ja gar keinen!

... und dann die ganzen „alten“ Leute – da bin ich doch fehl am Platze!

Ich kann mich allein beschäftigen, ich brauch´ keinen anderen!

 

Der kleine Brief hörte dies alles und machte sich so seine Gedanken. Sprechen konnte er ja nicht - allein die wenigen schwarzen Zeilen auf weißem Grund waren ihm zur Kommunikation erlaubt. Und er hätte doch so viel erklären können!

 

Aber es gab auch andere Phantasien bei den angeschriebenen Menschen... Es waren die Macher, die Neugierigen, die Furchtlosen, aber auch die Einsamen, die Hoffnungslosen, die Traurigen, sie alle trugen den Termin in ihrem Kalender ein - und gingen einfach hin!

 

Am 6. September 2010 platzte die Aula der Gerhard-Hauptmann-Realschule fast aus allen Nähten. Man munkelte, das über 120 Menschen oder 150 oder so aus dem Stadtteil Erle dem Ruf gefolgt waren. Sie alle hatten ihre Wünsche, Fragen und Träume im Gepäck – und natürlich das Schreiben, das alles ins Rollen gebracht hatte.

 

Der kleine Brief war glücklich. Er war derjenige, der motivieren konnte. Er war derjenige, der Massen bewegen konnte. Er war derjenige, der Menschen näher bringen konnte, die sich vorher nie gesehen hatten. Und jetzt war er mit seinen Brüdern dabei. Das hätte er alleine nie geschafft …

 

Organisation ist alles – das wurde an diesem Abend wieder klar! Die Hauptakteure verstanden ihren Job. Nachdem Allgemeines über ZWAR gesagt wurde (Gründung in Dortmund wann – wie war das noch? 1979? Aus einem Projekt hervorgegangen und jetzt in ganz NRW massenhafte Netzwerke? Hut ab!) wurden Kleingruppen gebildet, in denen auch nicht ganz so Forsche ihre Meinung zu der Idee, eine ZWAR-Gruppe in Erle zu gründen, formulierten. Alle erfuhren, dass sie bei den ersten Schritten der neuen Erler Ortsteil-Gruppe nicht allein waren. Anne Remme erklärte, dass sie und Nadine Urlacher ja die nächsten Termine mit dabei wären. Und danach Nadine die Gruppe in den ersten zwei Jahren begleiten werde (doch das ist eine andere, glückliche Geschichte mit Baby und so). Angefüllt mit geballten Eindrücken und übervollen Ideen kehrten die Erler Mitbürger in ihre Häuser zurück.

 

Das nächste Treffen sollte bereits in der AWO Erle stattfinden, dort, wo auch zukünftig das regelmäßige Basistreffen sein sollte. Unerschrockene und solche, die es wissen wollten, waren also 14 Tage später dort. Immerhin noch ungefähr die Hälfte der Interessenten. Anne und Nadine meinten, das müsse sich erst ein wenig „einruckeln“, bis sich eine beständige Gruppe gebildet hat. Und die ist auch nicht starr, sondern immer in Bewegung …

 

Und das weiß die Gruppe inzwischen auch und kann erzählen von

 

Gründungsmenschen und neuen Interessierten

Alphatieren, Betamännchen und –weibchen, Herden- sowie Omegatieren

Gruppenstörungen und -findungsprozessen

Menschen, die länger dabei sind oder auch nur ganz kurz

Freizeitakrobaten und Zeitjongleuren

 

wie halt das im Leben so ist! Und wenn die Erler mal wieder an einem Punkt angelangt sind, an dem sie zu ihren Wurzeln zurückblicken, spielt ein kleiner, unscheinbarer Brief dabei eine wichtige Rolle! Zwinkernd

 

 

 

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